Gastbeitrag von Michael Maletz

In der Sommerwirtschaft SALOPPE auf den Loschwitzer Elbhängen, in Nachbarschaft des Schlosses Albrechtsberg, bietet ein rühriges Team ein breitgefächertes kulturelles, musikalisches und gastronomisches Angebot. Die meisten Besucherinnen und Besucher wissen jedoch nicht, dass auf diesem Gelände früher ein repräsentatives Gebäude gestanden hat, das bis zur Zerstörung 1945 eine bekannte und beliebte Adresse der Dresdner Gastronomie gewesen ist.

Bei seinen Besuchen in der Sommerwirtschaft fielen dem Autor die alten Ansichtskarten auf, die am Eingang aushängen. Hiervon wurde er angeregt, sich intensiv mit dem verlorenen Bauwerk und der Geschichte der Saloppe zu beschäftigen. Gab es doch bis dahin weder in gedruckter Form noch im Internet eine spezielle geschichtliche Abhandlung. Und dies, obwohl das Gebäude, zuerst als «bretterne Saloppe», später als festes Bauwerk auf einer Vielzahl von Ansichtskarten, Grafiken, Bildern und Fotografien abgebildet ist. Schon daraus wird ersichtlich, welche Bedeutung dieses anfangs einfache, später repräsentative Bauwerk in exponierter Lage für Dresden besessen haben muss.

Postkarte Loschwitz. Restaurant Saloppe, 1906/1910 ©Stadtmuseum Dresden

Der Stadtbezirk Dresden-Neustadt förderte das vom Autor erarbeitete Projekt zur Dokumentation der Geschichte der Saloppe und so konnten Recherchen in Archiven und Kunstsammlungen erfolgen. Sehr wesentlich war, dass Dresdner Bürgerinnen und Bürger, mit denen der Autor in Kontakt gekommen ist, dem Anliegen offen gegenüberstanden und mit Interesse für das Thema uneigennützig Informationen und Material beisteuerten. Darunter befanden sich wichtige Informationen, Bilder, Fotografien und Zeichnungen.

Im Ergebnis dieser Recherchen auf umfangreicher Quellenbasis konnte der Autor im Eigenverlag eine Kleinauflage als Broschur veröffentlichen. Sie zeichnet die Geschichte der Saloppe und ihrer beiden 1760 bzw. 1822 errichteten Vorgängerbauten sowie der heutigen Sommerwirtschaft nach.

Der Erfolg der ersten Auflage veranlasste den Autor, eine erweiterte zweite Auflage zu konzipieren, die bis zum Jahresende 2023 erscheinen soll. Hiermit soll das Wissen um die für die Entwicklung der Gastronomie in Dresden wichtige Lokalität noch weitere Verbreitung finden.

Nach dem Erscheinen der ersten Auflage entstand zudem der Wunsch, eine digitale Visualisierung des 1945 zerstörten Saloppe-Gebäudes mittels eines CAD-Programmes zu erstellen. Vorbild waren rechnergestützte Visualisierungen (virtuelle 3D Konstruktion historischer Gebäude) verlorener Gebäude, zum Beispiel um den Dresdner Neumarkt, die eine virtuelle Ansicht und schließlich den Wiederaufbau der 1945 zerstörten Gebäude oder Fassaden nach historischem Vorbild ermöglichten. Aber auch im musealen Bereich sind Visualisierungen ein gängiges Mittel um den Besuchern die ursprüngliche Bedeutung nahezubringen. Denn erst über eine solche digitale Ansicht werden die Betrachter in die Lage versetzt, einen visuellen Eindruck von der früheren Raumwirkung der Gebäude zu gewinnen. 

Screenshot ©Michael Maletz

Die im Zuge der Recherchen aufgefundenen Architekten-Zeichnungen, detailreichen Fotografien und Grundrisse (Aufmaße) stellten die Voraussetzung für die Visualisierung dar. Für das eigentliche Projekt konnte die Firma Arte4d/Andreas Hummel gewonnen werden, die solche Visualisierungen historischer Gebäudeensembles und Einzelobjekte bereits andernorts mit großem Erfolg realisiert hat: unter anderem in Dresden (Neumarkt, Neustädter Markt, Pillnitz), in Thüringen (Weimar) oder in Sachsen-Anhalt (Magdeburg). Der Stadtbezirksbeirat Dresden-Neustadt unterstützte und förderte das im Dezember 2022 abgeschlossene Vorhaben.

Im Ergebnis der Visualisierung liegen nun erstmals virtuelle Ansichten des Gebäudes aus unterschiedlichen Richtungen und Perspektiven vor. Die breite Datenbasis ermöglichte es zugleich, einen virtuellen 360-Grad-Rundflug von eineinhalb Minuten Länge um das Saloppe-Gebäude zu generieren. Mittels des damit erzeugten 3D-Effekts wird eine bestechende Realitätsnähe erreicht. Dieses Pilotprojekt zeigt das Potential auf, das in solch digitalen Visualisierungen schlummert – nicht zuletzt für die Rekonstruktion von Stadtbildern früherer Zeiten im Museum.

Visualisierung auf Youtube ansehen: www.youtube.com/watch?v=ioiE3Be5nVk