Eine Ausstellung im Kügelgenhaus – Museum der Dresdner Romantik

Es ist zu traurig, wenn der Mensch keinen eigentlichen Beruf hat und ohne Zweck und Nutzen nur so dahinlebt“, resümierte Wilhelmine Bardua, die Schwester der Malerin Caroline Bardua, im Mai 1823. Die Frauen, beide unverheiratet, lebten in einem Haushalt und reisten gemeinsam, wobei Caroline Bardua durch ihre Malerei den Lebensunterhalt beider bestritt. In den Worten ihrer Schwester schwingen Resignation und Enttäuschung mit. Während Caroline Bardua eine Aufgabe gefunden hatte, ihre Bilder erfolgreich auf Ausstellungen zeigte, die von ihr gemalten Porträts verkaufte und im Austausch mit Künstlern und Persönlichkeiten der Zeit stand, war Wilhelmine Bardua als Sängerin und Schauspielerin tätig, aber weniger erfolgreich und konnte davon ihren eigenen Lebensunterhalt nicht finanzieren. Dennoch lebten beide Frauen in dieser Zeit ein verhältnismäßig emanzipiertes Leben, trafen eigene Entscheidungen über ihre Lebensführung und reisten viel.

Caroline Bardua, Selbstporträt

Eine wichtige Station in der Ausbildung und Karriere Caroline Barduas war Dresden. Hier war sie Schülerin von Gerhard von Kügelgen und lebte sogar zeitweise im Haushalt der Familie im heutigen Kügelgenhaus. Sie verbesserte hier ihre Technik in der Ölmalerei. Ihre besonders feine Art, Gesichter zu malen, die fast wie Porzellan wirken, machte sie zu einer erfolgreichen Porträtmalerin. Der Komponist Carl Maria von Weber und der Geiger Niccolò Paganini ließen sich von ihr porträtieren, und von Caspar David Friedrich fertigte sie sogar zwei großformatige Gemälde an. Ihr Erfolg kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie ihr Leben als weibliche Künstlerin als mühselig und schwierig empfand.

Ihr Lebensweg und ihre Verbindungen zu Gerhard von Kügelgen und Caspar David Friedrich gaben die Inspiration zu einer Ausstellung über Künstlerinnen, die in der Zeit der Romantik in Dresden tätig waren. Neben Caroline Bardua hatte etwa auch Louise Seidler bei Gerhard von Kügelgen gelernt und zeitweise im „Haus Gottessegen“ gewohnt. Die Ständige Ausstellung des Kügelgenhauses – Museum der Dresdner Romantik, zeigt zudem Werke von Dora Stock und Emma Körner. All diese Malerinnen warteten darauf, dass ihre Arbeit als Künstlerinnen, ihr Leben und ihr Werk näher betrachtet und vorgestellt werden.

Gedacht – getan! Im Zuge der umfangreichen Recherchen stellte sich heraus, dass noch viel mehr Künstlerinnen am Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Dresden gewirkt haben. Bislang unbekannte Namen traten auf, wie Emilie Lachaud de Loqueyssie und Augusta von Buttlar, die in Dresden geboren worden und europaweit tätig und erfolgreich waren. Ihre Lebenswege, die ebenso spannend wie ganz unterschiedlich verliefen, eröffnen einen Blick auf das soziale Gefüge der Zeit und verdeutlichen, wie schwer es für Künstlerinnen war, als solche tätig zu sein, die nötigen Fähigkeiten zu erlernen und von ihrer Kunst zu leben. Manche verdienten sich zusätzlich Geld durch das Unterrichten und viele führten eigene Salons.

Therese aus dem Winckel, Porträt Gerhard von Kügelgen
Dora Stock, Porträt Emma Körner

So spielte Therese aus dem Winckel, die als Universaltalent gelten kann, auch hervorragend Harfe, trat als Schriftstellerin hervor und unterrichtete Sprachen. Zeitweise spielte sie sogar – als eine der wenigen Frauen in der damaligen Zeit – in der Hofkapelle. Gleichzeitig machen die Lebenswege der Künstlerinnen deutlich, dass ihre Ambitionen und die Anforderungen an ihre Berufung mit den gängigen Vorstellungen, wie eine Frau zu sein habe und welche Rolle sie einnehmen solle, nicht oder nur selten vereinbar waren. Oft blieben die Malerinnen unverheiratet, andere gaben die künstlerische Tätigkeit zugunsten der Familie auf, wie etwa Gerhard von Kügelgens Schülerin und spätere Ehefrau Helene Marie Zoege von Manteuffel, deren künstlerische Tätigkeit vollkommen hinter dem Familienleben zurücktrat. Augusta von Buttlar hingegen wurde in eine unglückliche Ehe gedrängt, und die finanzielle Situation ihres Mannes machte es erforderlich, dass sie mit der Malerei für den Lebensunterhalt der Familie sorgte.

Gerade die Briefe und Lebenserinnerungen der Frauen lassen uns heute einen differenzierten Blick in die Schicksale der Künstlerinnen werfen. Ihre bisher meist kaum beachteten Werke offenbaren Talent, Potenzial und Können und lassen erahnen, welche Entdeckungen noch auf uns warten.

In der Ausstellung sind über 40 Werke von Malerinnen zu sehen, deren Lebenswege eng mit der Stadt Dresden verbunden waren.

Wiederentdeckt!
Dresdner Malerinnen der Romantik

Die Sonderausstellung kann noch bis zum 16. März 2025 im Kügelgenhaus – Museum der Dresdner Romantik besucht werden